Freitag, 28. November 2025

Das Stoßgebet

 

Das Stoßgebet


0. Vorbemerkungen

Das ist ein Repost von Twitter. Auf Fußnoten verzichte ich.

1. Einordnung

Man muss auch beim Stoßgebet, wie beim Gebet an sich als eine Anthropologische Grundkonstante ausgehen. Wir treten in diesen in den Kontakt mit dem uns unbekannten Gott und erbitten, danken, erflehen unsere Alltäglichkeiten. Es ist die kürzeste Form des Gebets und wahrscheinlich die persönlichste, da es normalerweise nicht mit anderen oder laut gesprochen wird. Es ist das Seufzen unseres Herzens.

Rückgebunden kann das Stoßgebet in der Aufforderung „Betet ohne Unterlass“ (1. Thess), es dient in diesem Sinne der Heiligung des Tages und ermöglicht durch die stete Rückbesinnung zu Gott.

Kurze und öftere Gebetsübungen haben Christus, Petrus und Paulus befohlen mit kleinen Zwischenräumen. Wenn du fortwährend häufige Gebete unternimmst, und die ganze Zeit sehr oft damit auffüllst, so wirst du leicht Bescheidenheit zeigen können, und die Gebete selbst mit großer Geschicklichkeit verrichten“

– Chrysostomus, Homilie 79

2. Bekannte Stoßgebete im Leben

Es mag irritierend wirken, das man von bekannten Stoßgebeten spricht, da wie oben beschrieben sie eigentliche eine zutiefst persönliche und spontane Sache handelt. Gleichzeitig werden wir durch die Wortfelder des Glaubens geprägt. Es sind die immer wiederkehrenden Phrasen, die uns aus der Liturgie, dem Gebet und der Lektüre bekannt sind. Daher haben diese Phrasen eher uns als das wir sie haben. In ihnen verbindet sich das Tiefste unseres Herzens in einer konkreten Situation mit den ewigen Gemurmel des Glaubens, mit der Offenbarung, mit dem Reden der Kirche. Sie verbindet sich zu einer Litanei des Alltags eingebettet in der ewigen Litanei der Heiligen.

Beispiele wären „Mein Gott, mein Gott! warum hast Du mich verlassen?“ (Mk 15,34), „Herr, erbarme dich“, „ in Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. Amen“, „O mein Gott und mein Alles“, „ Unsere Hilfe ist im Namen des Herren, der Himmel und Erde erschaffen hat“, „Nimm du mich, wenn es dir gefällt, Herr Jesu, in dein Freudenzelt.“, „Herr, schenke Ihnen die ewige Ruhe“, „Gelobt sei Jesus Christus, von nun an bis in Ewigkeit“, „O Herr, Dir sei Lob und Dank“ und „O Maria, hilf uns all“.


3. Der persönliche Ertrag


Man kann in der Eisenbahn beten und in der Untergrundbahn und im Wartezimmer des Zahnarztes. Man kann sich auch mit jenen kurzen Gebeten behelfen, die wie ein Schrei sind …“

Jacques Maritai, aus „Der Bauer von der Garonne. Ein alter Laie macht sich Gedanken.“, Kösel, München 1969 , S. 233


Mir persönlich helfen die Stoßgebete immer wieder Zeit für Gott und mit Gott zu finden. Sie helfen den Tag zu heiligen und selbst in schwierigen Situationen Gott zu finden und zu spüren. Sie sind für mich auch immer eine Möglichkeit mit Gott ins Gespräch zu kommen, wenn mein Gebetsleben austrocknet und ich aufgrund der Bedrängnisse des Alltags nicht mehr Gott im Zentrum meines Lebens habe. (Passiert mir leider zu häufig)

Zu guter Letzt ist es die Möglichkeit in der Versuchung Gott hereinzuholen und von diesen dadurch abzulassen. Denn unser Herr geht auch mit uns dahin, wo es Dunkel wird.

Ad maiorem Dei gloriam, Notate Bene

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