Bonn, den Freitag der 34. Woche im Jahreskreis, 2025
Wir nähern uns dem ersten Adventssonntag. Dies ist im weltlichen Deutschland immer die Zeit, die Lichter auszupacken und Weihnachtsmärkte zu besuchen. Auch wenn diese Zeit immer früher begonnen wird, sollten wir Christen doch immer wieder in Erinnerung rufen, worum es wirklich geht. Papst Benedikt XVI. hat das kurz und bündig zusammengefasst:
Während unsere Herzen auf die jährliche Feier der Geburt Christi ausgerichtet sind, lenkt die Liturgie der Kirche unseren Blick auf das endgültige Ziel: die Begegnung mit dem Herrn, der im Glanz der Herrlichkeit kommen wird. Daher wachen wir im Gebet, wir, die wir in jeder Eucharistiefeier »seinen Tod verkünden, seine Auferstehung preisen, bis er kommt in Herrlichkeit«. Die Liturgie wird nicht müde, uns zu ermutigen und zu stützen, indem sie uns in den Adventstagen den Ruf in den Mund legt, mit dem die Heilige Schrift auf der letzten Seite der Offenbarung des hl. Johannes abschließt: »Komm, Herr Jesus!« (22,20).
-Papst Benedikt XVI. in der ersten Adventsvesper 2010
Wir bereiten uns auf die Wiederkunft Christi vor. In dieser Zeit geht es, für uns Katholiken darum, stetig erneut zu rufen: „Komm, Herr Jesus!“ Früher war diese Zeit eine Fastenzeit für uns, heute sollte sie eine Besinnungszeit sein. (Ich möchte niemanden vom Fasten abhalten, aber es ist ausgesprochen schwer, in dieser Zeit alleine zu fasten.)
Doch wie können wir in Besinnung kommen, wenn diese Zeit eigentlich so trubelig wird? Und hier kann die alte Fastentradition uns helfen, denn das Ziel des Fastens ist es immer, freier für Gott und die Nächsten zu werden.
Dies kann durch 3 Dinge geschehen:
- Gebet
- Almosen
- Neue Gewohnheit
Beten gehört zum Christsein dazu, wie das Atmen für den Menschen. Aber könnte man diese Zeit nicht nutzen, sein Gebetsleben zu intensivieren? Oben haben wir die Stelle aus der Offenbarung gelesen. Wie wäre es, wenn man sich vornimmt, 5 Minuten vor einem Kreuz, dem Tabernakel oder ausgestetzter Eucharistie zu verweilen und „Komm, Herr Jesus“ mit aller Inbrunst in seine Seele zu sagen? Dadurch vielleicht neu erfüllt zu werden von der sehnsüchtigen Erwartung auf unseren Geliebten?
Die Zeit des Advents ist mittlerweile eine Zeit des Überflusses und des Konsums. Hier bewusst abermals zu sagen: Ich teile, ich opfere meine Zeit meinem Nächsten. Gott hat uns dazu aufgetragen und wir benötigen den Nächsten auch, um aus unserer Selbstsüchtigkeit herauszufinden. Man kann klassische 8 Werke der Barmherzigkeit tun. Man kann die Einsamen besuchen. Man kann den Trauernden Trost spenden. Den Überlasteten unter die Arme greifen.
Vielleicht wäre der Advent auch der Zeitpunkt, eine neue Gewohnheit einzuüben. Natürlich nicht in dem Sinne einer einfachen Gewohnheit wie 2 Liter Wasser zu trinken. Das können wir getrost den Neujahrsvorsätzen überlassen. Nein, ich meine eine Gewohnheit, die uns näher zu Gott bringt. Wie wäre es mit einem bewussten Konsum von christlichen Medien, sei es die Fernsehserie „The Chosen“, sei es ein christliches Buch, sei es ein Musikstück, und dann darüber zu meditieren? Vielleicht den Konsum von solchen Medien bewusster zu suchen, um tiefer sein Weltbild zu christianisieren? Oder bewusst Erinnerungen an unser alles letztes Ziel in den Alltag einzubauen, wie ein Kreuzzeichen im Anblick eines Kruzifixes zu tun und uns an die Taufe auf den dreieinigen Gott zu erinnern. Oder die Einübung von Stoßgebeten. Man könnte das Ganze auch zusammenfassen als eine neue Heiligung des Alltags und damit Gott wieder mehr Raum in unseren Leben geben.
Jeder dieser Vorschläge sollte uns freier von unserer Anhänglichkeit und uns damit tiefer in die Beziehung zu Gott eintauchen lassen, der Einzigen, in der wir wahrhaft frei sein können. Dazu gehört es auch, sein Leben wiederzuordnen, es zu reflektieren und auch das Sakrament der Versöhnung zu suchen und damit das Trennende zu Gott zu überwinden.
Auf dass wir alle zu Weihnachten mit leichten Herzen rufen können: Komm, Herr Jesus.